Ein alter Klassiker in neuem Gewand

Woyzeck in Jugendsprache

Friedrich Johann Franz Woyzeck, auch bekannt als Franz, aber am bekanntesten als Woyzeck, ist der arme Soldat, der in Georg Büchners gleichnamigen Fragment die Hauptrolle innehat. Er kämpft in dem Stück - nicht an der Front - um sein gesellschaftliches Überleben sowie um das seiner Geliebten und seinem unehelichen Sohn. Mit dem Verkauf seines Körpers an die Wissenschaft und das Militär erhofft er sich, genug Geld zu verdienen, um seine Familie zu ernähren. Seine niedrige soziale Stellung macht es ihm unmöglich für seine Probleme Gehör und Verständnis zu finden; er treibt sich selbst in den Wahnsinn. Schlussendlich bricht er in sich zusammen, als er glaubt, seine Geliebte betrüge ihn. In einem ungeklärten, aufgrund von Büchners Tod mit 23, Ende ersticht er sie. Kürzlich entdeckte ich in unserer Mediothek eine Neuadaption dieses Stückes. Eine Hamburger Schülerin hat das gesellschaftskritische Original in unsere heutige Jugendsprache «übersetzt». Das Buch wird nun von Reclam verlegt und hat einige Diskussionen provoziert. Woyzeck und sein Freund Andres drehen jetzt Ziesen im Club und aus den Freimaureren wurden die «Azzlacks aus Kreuzberg». Das Konzept solche Literatur in modernere Sprache zu übersetzen, weckte einige Fragen in mir. Die Idee solch ein Werk umzuschreiben, erscheint wahrscheinlich vielen Leuten als Schande, denn Büchner legte viel Wert auf seine präzise gewählte Sprache. Ist es sinnvoll, traditionelle Werke auf diese Weise zu modernisieren? Eine der offensichtlichsten Auswirkung des Übertrags in Jugendsprache ist die erhöhte Zugänglichkeit des Textes. Büchners Werk mag für viele junge Lesende aufgrund seiner Sprache äusserst schwierig zugänglich sein. Nicht zuletzt deshalb, weil bereits Büchner damalige Umgangssprache in seinen Texten verwendete. Durch das Übersetzen wird die Barriere zwischen der modernen Leserschaft und der Geschichte abgebaut. Einerseits verstehen nun diese, die es sonst nicht verstehen könnten, andererseits haben einige, wie ich, die das Original bereits gelesen haben, ein wenig Spass das Buch in solcher Sprache zu lesen und gewinnen so vielleicht noch einmal einen anderen Einblick in die Geschichte. Aber nicht nur die Zugänglichkeit verbessert sich. Eine Version in Jugendsprache könnte auch dazu beitragen, dass Lernende besser verstehen, was die Moral der Geschichte ist. Die Modernisierung der Sprache erleichtert sicherlich, sich mit den Charakteren und deren Konflikte zu identifizieren. Dies würde dazu beitragen, dass die Themen des Stücks für Leser:innen deutlich relevanter und verständlicher werden würden. Dennoch bin ich der Ansicht, dass eine solche Modernisierung nicht nur positiv ist. Während das Verständnis des Stücks für eine gewisse Leserschaft zugänglicher werden würde, besteht die Grosse Gefahr, dass dabei wichtige Nuancen, kulturelle Aspekte oder sogar Moral und Kritik verloren gehen. Eine Vereinfachung der Sprache könnte die Komplexität und Tiefe der Charaktere sowie die politischen und sozialen Kommentare die Büchner in «Woyzeck» eingewoben hat, könnten durch die Vereinfachung der Sprache verwässert werden. Spezifisch in Asin Andkohiys Woyzeck in Jugendsprache ist mir aufgefallen, dass die zentrale Kritik am Deutschen Idealismus nun fehlt. In Szene 3 «Buden. Lichter. Volk.» besitzt das Tier, nun ein «Kanacken-Terrier», keine eigene, antrainierte, Vernunft mehr, es kann aber jetzt auf Befehl Zigaretten drehen und «Azzlacks» angreifen. Insgesamt ist diese abgeänderte Version von «Woyzeck» eine sehr amüsante Neuinterpretation dieses klassischen Werkes. Ich musste doch einige Male darüber Schmunzeln, wie der Hauptmann Woyzeck erklärte, «Vallah, du bist bisschen ehrenlos so» oder wie Marie Emre, den Fussballtrainer der Kiez-Mannschaft, auch bekannt als der Tambourmajor, mit «Boah, so ein baba Körper, wie ein Bodybuilder» komplementierte. Obwohl dieses «Übersetzen» die Frage nach Treue zum Originalwerk und Authentiziät aufwirft, bin ich dennoch der Meinung, dass unter spezifischen Umständen davon profitiert werden kann. Letztendlich liegt es jedoch am Leser, zu entscheiden, ob diese moderne Adaption die Essenz von Büchners Meisterwerk einfängt oder sie auf unschöne Weise verfälscht.

Wie immer setze ich künstliche Intelligenz in meinem Schreibprozess als «dummen Freund mit vielen kreativen Ideen» ein. Ich benutze sie dazu, meine Ideen etwas zu strukturieren, oder teils neue Ideen für meine Texte zu generieren. Sämtliche argumentative Ansätze sind abere meine eigenen. In vereinzelten Fällen habe ich Formulierungen von der künstlichen Intelligenz überarbeiten und verändern lassen. Die Grundlagen für meine Recherche bildenten Wikipedia, Büchners Originaltext sowie Asin Andkohiys Adaption. Zusätzlich dazu habe ich meine Notizen aus dem Deutschunterricht verwendet


Georg Büchner (1837): Woyzeck, Reclam
Asin Andkohiy (2023): Woyzeck in Jugendsprache, Reclam
https://de.wikipedia.org/wiki/Woyzeck
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